Der Teufel und der Fuhrmann von Weiten
In Weiten, Kreis Saarburg, lebte einst ein zugewanderter Fuhrmann, ein wilder
Geselle, der lieber Schnaps trank, als zu arbeiten, und mehr fluchte, als
betete. Tagsüber schalt er an die hundert Mal, der Teufel möge ihn und seine
Pferde holen.
Als er wieder einmal an einem Wintertag mit seinem Gespann den steilen
Lutwinuswald hinter Keuchingen hinanfuhr und seine Pferde den schwerbeladenen
Wagen auf dem glatten Boden nicht vorwärts brachten, hieb er roh mit seinem
Peitschenstiel auf die erschöpften Tiere ein und rief: "Da soll euch und mich
doch gleich der Teufel holen!"
Im selben Augenblick kicherte neben ihm der Neunschwänzige und höhnte, nun müsse
der Fuhrmann mit ihm in die Hölle, packte ihn auch trotz allem Widerstreben und
fuhr mit ihm durch die Lüfte über die Wälder bis auf den "Teufelsschornstein",
Saarhölzbach gegenüber.
Dem Fuhrmann drang vor Angst der Schweiß aus allen Poren, und er gelobte, fortan
den Schnaps zu meiden, nie mehr zu fluchen und einen anderen Lebenswandel zu
beginnen, wenn er nur wieder heil zu seinen Pferden käme. Da fiel sein Blick auf
das große Kreuz, das auf der hohen Kuppe bei Saarhölzbach stand. In seiner Not
kam ihm der Gedanke, nur das Kreuz könne ihm Erlösung aus den Klauen des Teufels
bringen. Mit Mühe machte er sich den rechten Arm frei und bekreuzigte sich. Da
heulte der Teufel laut auf und fuhr mit großem Gepolter in die Tiefe hinab, aus
der der Schwefelgestank der Hölle heraufzog und den Fuhrmann betäubte, daß er
vom Felsen herabfiel und ohnmächtig liegen blieb. Als er wieder zu sich kam, sah
er deutlich auf dem Felsen das Zeichen des Teufels: das Hufeisen. Mit seinem
Taschenmesser meißelte er das Bild der Schnapsflasche daneben.
Seit dieser Fahrt wurde der Fuhrmann ein stiller Mensch. Kein Fluch kam mehr
über seine Lippen, und der Schnapsflasche ging er weit aus dem Weg. Der Felsen
auf dem Eisenkopf aber weist noch immer die Bilder des Hufeisens und der
Schnapsflasche als dauernde Warnungszeichen auf.