Johann George Fuhrmann hatte (nach einem Zitat in einer Arbeit von 1902 in Frankfurt/O.) bereits 1652 in Stargard um die Erlaubnis nachgesucht eine Apotheke errichten zu dürfen, was aber abgelehnt wurde, weil in der Stadt bereits eine Apotheke vorhanden wäre:
„ der Johann George Fuhrmann, Pharmaceuticus, Sohn des Joachimus Fuhrmann, Pfarrer zu Köslin, ersuchet unterthänigst um die Erlaubnis, in der Stadt Stargard eine Officin betreiben zu dürfen…..“ „…wurde vom Rath abgewiesen…… da nicht opporthun wegens der vorhandenen Apotheke….“
(aus den Stadtakten von Stargard 1652.- Leider sind nach Auskunft des Archives, auch diese Akten im Archiv in Stargard nicht mehr aufzufinden. Die ältesten Akten in Stargard sind heute einige wenige Papiere, die ca.1698 beginnen und erst nach dem 2. Weltkrieg in das Archiv zurück gekommen sind.)

Die Adler-Apotheke ist dann in Birnbaum von 1689 bis 1978 fast 300 Jahre immer an der gleichen Stelle in der Marktstrasse (heute 17-Styczniastrasse 51) betrieben worden.

Leider konnte bisher keine alte Stadtansicht mit einem Bild der Apotheke von vor 1800 aufgefunden werden.



Marktplatz von Birnbaum mit Hotel „Schwarzer Adler“ um 1890

In der Mitte das helle, 2-geschossige Haus ist die Apotheke mit dem Adler über der linken Eingangstür

Das alte Wohn-und Geschäftshaus ist 1802 abgerissen und an gleicher Stelle neu errichtet worden und dient nach einem Umbau (ca. 1980) heute als Textil- und Farbengeschäft.

Der Marktplatz von Miedzychod 2004,
das ehemalige Apothekengebäude jetzt in grün



Das Apothekengebäude im Juli 2004.

Nach dem Umbau der Türen und Schaufenster sind die altenTür- und Fenster- Stürze und der Adler an ihrem Platz geblieben:

Rechts der alte Türsturz mit dem Adler wo der ursprüngliche Geschäftseingang gewesen ist.

Das Zeichen über der mittleren Tür enthält die Initialen von Gotthilf Zachert, der den Neubau der Apotheke (aber an der alten Stelle) veranlasst hat und die Jahreszahl 1802

dies ist die älteste erhaltene Urkunde im Grundbuchamt von Birnbaum/Miedzychod die auf das Apothekenprivileg hinweist (1782):


Das in Südpreussen im Meseritzer Kreise gelegene und zur Herrschaft Birnbaum gehörige in der Mediatstadt Birnbaum , am Markte gelegene zwei Stock hohe, mit Flachwerk gedeckte und ganz massive Wohnhauß, wozu ein Hofraum, ein Hintergebäude, Stallung, und ein Hintergarten bis an die Warthe gehört und worauf gegenwärtig ein Apotheken Privilegium laut Kauf Contract vom 13. Febr.1782 und dessen Confirmation vom 4.März desselben Jahres, und die Gerechtigkeit, mit Gewürzen, Spezerey und anderen Material Waaren zu handeln , lastet.

Hinweis auf das ursprüngliche Apothekenprivileg vom 22.Sept.1689 im Grundbuch von 1912

Aus den Kirchenbüchern von Birnbaum ist dann die Familiengeschichte der Apothekerfamilie Fuhrmann zu erschließen.

1. George Fuhrmann, Apotheker, geb. ca.1630/1640, gest. bei der Pest 1709/1710 in

Birnbaum, Sohn des Joachimus Fuhrmann, Pfarrer in Zedlin/Sadlno, Er heiratet am 13.Nov.1663 seine Ehefrau Johanna Elisabeth Schorbach , sie hatten 5 Kinder.

Heiratseintrag des George Fuhrmann Apotecker mit J.Elis. Schorbach am 13. Nov. 1663

Der älteste Sohn Johann übernahm die Apotheke. Ein zweiter Sohn, Georg, geb. 21.Feb.1672 wurde ebenfalls Apotheker, es konnte aber nicht festgestellt werden, ob er in der elterlichen Apotheke gearbeitet hat, denn er ist 1711 nicht in Birnbaum verstorben, hatte aber in Birnbaum das Bürgerrecht erworben und geheiratet und sein Sohn kam nach seinem Tode in Birnbaum zur Welt.

2.Johann Fuhrmann, Apotheker , * 29.Jan.1665 in Birnbaum, 13.Jan 1745 in Birnbaum.

Johann war zweimal verheiratet: 1. mit Helena Klippel am 21.März 1700. Mit ihr hatte er einen Sohn , Georg,* 26.Aug.1701. Mutter und Kind starben während der Pest 1709/1710. (genaue Daten sind für die Zeit der Pest nicht feststellbar, da das Kirchenbuch während dieser Zeit nicht weitergeführt wurde.)

Heirat des Johann Fuhrman, kunsterfahrener Apotecker mit Jungfer Helena Klippelin am 21.März 1700

2. mit Dorothea Elisabeth Brämer am 5.Mai 1711. Mit ihr hat er 6 Kinder. Die Söhne Johann Martin und Christoph Friedrich werden wieder Apotheker.

Heirat Johann Fuhrmann, B.(Bürger) und Apothecker mit Jungfer Dorothea Brämerinn am 5.Mai 1711

In den Einnahmebüchern der Stadt Birnbaum taucht der Name Johann Fuhrmann immer wieder auch bei den Brauereieinnahmen auf. Das heißt, daß für die Familie oder die Apotheke eine Braugerechtigkeit bestand und Bier gebraut wurde.

Johann Martin übernimmt die Apotheke von seinem Vater. Was sein Bruder Christoph Friedrich gemacht hat war nicht fest zu stellen. Er hat die Bürgerrechte von Birnbaum erworben, taucht aber später im Kirchenbuch weder mit einer Heirat noch mit Geburten oder seinem Sterbeeintrag wieder auf.

3.Johann Martin Fuhrmann, Apotheker, * 6.Juni 1713 in Birnbaum,
   
26.März 1789

in Birnbaum.
Er erwirbt die Bürgerrechte von Birnbaum am 16.Aug.1762.


Bürgereintrag von Johann Martin Fuhrmann im Bürgerbuch der Stadt Birnbaum

"Den 16.Augustus 1762 ist der Ehr- und Wohlgeachte und Wohlbenamte junge Geselle, Johann Martin Fuhrmann, hiesiger Stadt Sohn und Apotheker alhier, Bürger worden und hat sein Bürgergeld errichtet. Der Höchste gäbe ihm zu seinen Vorhaben seine Gnade und segne ihn mit vielem Hail und Wohl Ergehen."

Ein Eintrag in dieser Form ist im Bürgerbuch von Birnbaum höchst selten und zeigt das Ansehen ,
das Johann Martin Fuhrmann in der Stadt hatte.


Heirat Joh.Martin Fuhrmann mit Barbara Elisabeth Küntzelin am 1.Sept. 1762

 

 Er heiratet am 1.Sept.1762 Barbara Elisabeth Küntzel, die Tochter des damaligen Bürgermeisters von Birnbaum, Gotthilf Küntzel.

 

Sie haben 6 Kinder, von denen der 3. Sohn, Johann Georg Paul, wieder Apotheker wird. Die ersten beiden Söhne starben bereits als Kind. Ein weitere Sohn (unser Vorfahre) , Johann Franz, wurde Bierbrauer und für ihn wurde von seinem Vater ein Anwesen im Nachbarort Radegosch erworben.
Johann Martin Fuhrmann muß die Apotheke schon zu Lebzeiten an seinen Nachfolger übergeben haben, denn im Kirchenbuch steht als Beruf bei seinem Sterbeeintrag „Privatier“
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